Selbst die Verächter der Theologie bleiben dem klassischen Stoff in eigentümlicher Weise verhaftet. Es werden immer neue Dekaloge produziert: „Die zehn Gebote des Nationalsozialismus“, „die zehn Gebote der sozialistischen Moral“, nun auch noch „die zehn Gebote des Atheismus“. So merkt man auf, wenn Karl Marx die Zehnerzahl sprengt und in einer elften Feuerbachthese seinen Sprengsatz legt: „Die Philosophen haben die Welt nur interpretiert,“ so polemisiert er, „es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ Das war nun wirklich Kritik am Zentrum des christlich-abendländischen Selbstverständnisses, und noch heute spürt man die Glut in diesem Satz. Doch mittlerweile ist es nicht die Glut des aufflammenden Feuers, sondern die Glut der verlöschenden Asche. Dem Neomarxisten Milan Machovec wird der Satz zugeschrieben: „Die Menschen haben die Welt jetzt lange genug verändert, es kommt darauf an, sie zu verstehen.“

Dieser Reflexionsarbeit widmen wir uns im Einkehrzentrum in Frankfurt/Oder-Rosengarten.